Es begann
im Jahr 1906 -
dem Jahr der Roburitkatastrophe. Im Jahresbericht der Annener
Feuerwehr dieses Jahres findet man folgende Eintragung.
Der 10. April rief
die Wehr zur Bekämpfung eines Waldbrandes nach dem Wartenberg,
Unterwegs versagte die Bremse des Mannschafts- und Gerätewagens
auf der abschüssigen Straße im Borbachtal, die Pferde konnten
den Wagen nicht halten, rasten in vollem Galopp die Straße hinab
und stürzten dann mit Wagen und Mannschaften eine 7m hohe
Böschung hinunter. Die Wehrleute trugen teils schwere und teils
leichte Verletzungen davon. Es waren A. Krächter, F. Wetekam, G.
Sprave, E. Haarmann, und O. Löwenstein. Während die Pferde wie
durch ein Wunder unverletzt blieben, wurden Wagen und Geräte
stark beschädigt, Infolge dieses Unglücksfalles wurde das Depot
Borbach eingerichtet und dem Ardeyer Brandmeister L. Eckardt
unterstellt." Das vorerwähnte Feuerwehrdepot wurde auf dem
Schulhof der Borbachschule eingerichtet. Dort hatte auch die
Polizei einen Posten stationiert, so daß damit auch eine
Aufsicht für das neu erbaute Spritzenhaus vorhanden war. Das
Spritzenhaus bestand aus zwei Zellen, in denen kurzzeitig
inhaftierte Personen untergebracht wurden und einem
garagenähnlichen seitlichen Anbau für die Unterbringung der
Feuerwehrspritze.
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Um die freiwilligen
Feuerwehrmänner der Umgebung im Falle eines Brandes
möglichst schnell herbeizurufen, wurde eine große
gußeiserne Glocke beschafft und in einem Glockenstuhl an
der Schule und später oberhalb des Spritzenhauses
aufgehängt, damit sie bei Feueralarm gelautet werden
konnte. - Eine bereits vorhandene Pausenglocke war für
diese Aufgabe sicherlich nicht geeignet. - Es ist dem
Chronisten nicht bekannt, wie oft in nächster Zeit die
Glocke geläutet wurde. |
In den
folgenden Jahren gab es jedoch besser wirkende
Alarmanlagen in Form einer Sirene, die auf dem Dach der
Borbachschule montiert wurde und die auch während des
Krieges bei Fliegeralarm die Bevölkerung in die
Schutzbunker rief.
Die Glocke geriet in
Vergessenheit, bis 1928 die evangelische Kirchengemeinde
Annen im Borbachtal das evangelische Borbachheim erbauen
ließ, das auch ein Glockentürmchen erhielt, in dem die
Glocke paßgerecht aufgehängt wurde und somit - diesmal
für einen friedlichen Zweck - endlich wieder ertönen
konnte.
Als im
Jahre 1958 die neuerbaute Friedenskirche eingeweiht
wurde, gab es hier neue Glocken, während die Glocke im
Borbachheim kaum noch betätigt wurde. Für das Heim gab
es keine Verwendung mehr, so daß sich die evangelische
Gemeinde genötigt sah, das Heim im Borbachtal 1996
abzubrechen. Damit stand die Glocke wieder zur
Verfügung.
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Diesmal schaltete sich der Annener
Geschichtsverein ein und schlug vor, im
Einverständnis mit der evangelischen
Kirchengemeinde und der Schulleitung der
Borbachschule, die Glocke unter Denkmalschutz
stellen zu lassen. Nach fast 90 Jahren könnte
somit die Glocke an alter Stelle, jedoch mit
neuem Unterbau wieder aufgestellt werden. Zur
Erinnerung an eine lange Zeit der Kriege und
Katastrophen und als Gabe an die Borbachschule
zum 125-Jährigen Bestehen der Schule.
(Bericht von
Wilhelm Putz vom 21.6.1996)
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